Freitag, 8. Januar 2016

"Gorillas im Nebel" und Elefanten auf der Straße, Tag 12









Als ich abends auf den Zeltplatz rolle,  bin ich körperlich "am Ende" und es wird bald dunkel. Schnell noch einen Platz für das Zelt suchen. Das nasse Zelt aufbauen. Die Kette vom Moped fetten. Mist. Ich bekomme die Kiste nicht auf den Hauptständer.  Das ist sowieso eher schwierig, aber ich habe keine Kraft mehr. Ich bin wütend und könnte heulen. Okay, Kette fetten geht auch so. Aber mein Endurofreund Michael hat mein Problem erkannt und hilft mir schnell. Das sind so Momente, in denen ich für die Kameradschaft unter den  Mitreisenden sehr dankbar bin. Nach dem Essen gibt es eine kalte Dusche mit wenig Wasser, aber jetzt geht es mir richtig gut!
Was für ein Tag! Um 6 Uhr klingelt mein Wecker. Ich habe mit Hermann Küchendienst und muss sehen, dass  ich meine Sachen fertig habe. Nachdem abends das W-Lan nicht funktionierte, versuche ich es morgens und es klappt mit den Hochladen.
Seit Tagen habe ich einen schleichenden Platten und so muss ich vor den Start das Vorderrad aufpumpen. Das erledigt Hermann schnell mit seiner Fussluftpumpe. Ich habe Glück, mit solch netten und hilfsbereiten Menschen unterwegs zu sein.
400 m nach dem Start treffen wir auf Bernd, der mit seiner 690er KTM hinten den 1. Platten des Tages hat. Mangels Hauptständer lehnt das Krad an einem Schild und wird mit einem dicken Ast abgestützt. Hermann und Bernd reparieren flott den platten Reifen und wir machen uns auch nützlich.
250 km liegen vor uns, fast alles Piste und durch 2 Nationalparks. Es ist eine Besonderheit von Uganda, dass man mit eigenen Fahrzeugen und sogar Motorrädern in die Nationalparks darf.
Der Bwindi Park ist einer der beiden Nationalparks, in denen die Gorillas im Regenwald leben. Die Piste führt uns über 2.500 m Höhe durch eine tolle Landschaft mit Nebel, der uns zwischenzeitlich auch mal verschluckt. Bei diesen Nebelschwaden muss ich unwillkürlich an "Gorillas im Nebel" denken. Gorillas sehen wir (natürlich) nicht, aber diverse andere Affenarten. Die Piste ist zwischendurch verschlammt und verspurt,  aber immer noch griffig. Die Reifen setzten sich zwar zu, aber wir kommen voran. Ein LKW hat sich festgefahren und wir müssen am Rand auf einer schmalen Spur vorbei. Hermann zieht einmal beherzt an meiner Gabel und Thomas drückt von hinten - ich bin vorbei.
So habe ich mir die Pisten in Uganda vorgestellt.
Später sind wie auf ca. 1.000 Höhenmeter in einer Savannenlandschaft zügig  unterwegs - bis wir auf Andy und den  platten Vordereifen seiner BMW HP2 treffen. Jetzt bin ich gespannt. Da ich das gleiche Moped zu Hause habe, bin ich neugierig, wie das Problem gelöst wird.
Da die 3 Mitfahrer von Andy zurückkommen sind, haben wir glücklicherweise einige helfende Hände. Die HP2 wird mit dem Heck in den Graben gestellt. Ein dicker Ast ist unter den Motorschutz geklemmt und Thomas aus der Schweiz sichert das Moped zusätzlich. Andy und Hermann reparieren den Reifen schnell. Ich bewundere, woher Hermann bei dieser Affenhitze die Kraft und Energie nimmt. Okay, wir machen viele nette Pausen bei den Einheimischen. Trinken Tee, Essen Fleischspiesse, Maiskolben und Reis oder Pommes.
Die grossen Haufen auf der Straße waren uns bereits aufgefallen. Hermann entdeckt die Elefanten zunächst auf der linken Seite im Queen Elisabeth Park. Kurz darauf queren 3 Elefanten die Fahrbahn und wir beobachten sie - aus sicherer Entfernung. Wow! Offroadsafari zum 2. Wir machen noch ein kleines Photoshooting.
Es beginnt zu regnen. Irgendwie erfrischend bei dieser brütend Hitze.
Die letzten 20 km sind Teerstrasse übelster Sorte. Alle fahren Slalom um die zahllosen Schlaglöcher - auch die LKW! Ich stelle mich auf die Fussrasten, um mir mein Stück Straße zu erkämpfen. Dieses Stück Straße schlaucht jedenfalls viel mehr, als jede Piste.
Den absoluten Schreck bekommen wir,  als Thomas 500 m vor dem Zeltplatz - bei langsamer Fahrt - stürzt. Er verletzt sich glücklicherweise nicht. Aber er hat die Mutter an der Steckachse verloren und die Achse ist während der Fahrt aus der Gabel gerutscht!  Der Bremssattel hat sich verkantet,  aber schließlich kann Thomas wieder alles richten.
Wir sind froh, dass es bei langsamer Fahrt passierte und Thomas sich nicht verletzt hat.
Was für ein Tag!

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